Nebbiolo
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Nebbiolo
Wenn es frisch und kälter wird, zieht er wieder durch die Gassen und hängt sich in die Bäume. Der Nebel, la nebbia, und läuft zu Hochform auf. Wir erweisen dem Vielgehassten hier die Ehre feiern ihn regelrecht. Mit einer Traubensorte, die nach ihm benannt ist: Nebbiolo.
Die Nebbiolo-Traube ist eine der bekanntesten piemontesischen Rebsorten. Sie ist die Königin des Piemont und hat insgesamt 109 Synonyme, auch das wohl ein königliches Privileg. Hat sie ihren Namen womöglich gar nicht wegen des auch im Piemont des Öfteren auftretenden Nebels, sondern aufgrund des weissen, nebelähnlichen Belags, der die Traube bei Vollreife belegt? Schwer zu sagen. Genau wir ihre Herkunft als nicht mehr bestimmbar gilt, weil man davon ausgeht, dass ihre Elternteile heute nicht mehr existieren. Wie es sich für eine echte Königin ziert, mag sie die Hetzerei überhaupt nicht, im Gegenteil. Nebbiolo gilt als eine der am langsamsten reifenden Sorten überhaupt und ist auch sonst über das Mass der Dinge anspruchsvoll. Sie liebt zum Beispiel kalkhaltige Mergelböden und steile Süd- oder Südwestlagen. Ihr Anbau ist schwierig, und sehr jahrgangsabhängig, da sie vor allem im Herbst stark auf klimatische Bedingungen reagiert. Kurz: ihre Ansprüche sind hoch und der Anbau ausserhalb des Piemont schwierig. Einzig das Veltlin tut sich mit herausragenden Nebbiolo-Weinen hervor, hier hilft der Klimawandel. Die ganz grossen Nebbioli gehören zugleich auch zu den edelsten Weine Italiens.
Sie stammen aus Barolo und Barbaresco. Wenn sie von dort stammen und in einem optimalen Jahr rigoros und ebenfalls ohne Eile im Keller verarbeitet und ausgebaut wurde, dann können Weine entstehen, die intensiv, dicht und schwer, sind und zugleich frisch und elegant bleiben. Es entstehen Rosen- oder Veilchendüfte, manchmal riechen sie nach reifen Steinfrüchten, Teer, Tabak, Lakritze, Leder oder Zedernholz. Dank ihrem Tannin-Korsett, das sie fest umschliesst, können grosse Nebbioli Jahrzehnte lang gelagert werden, ihr Reifepotenzial ist sagenhaft. Lassen Sie sich bloss nicht von der Farbe täuschen, sie ist erstaunlich hell, was bei vielen Menschen unverständlicherweise nicht gut ankommt.
Zu Tisch kommt ein Barolo oder ein Barbaresco als guter Freund. Meistes handelt es sich hierbei um starke Begleiter mit Profil, Charakter und Pep. Dank seiner eleganten Säure und der tanninreichen Kraft, kann er problemlos und auch gerne mit kräftigen Speisen aufnehmen. Trüffel? Schmorgerichte? Eintöpfe? Wildbret? Unverzichtbar, gerade, wenn es draussen regnerisch, kalt und neblig wird. Die Gerüche wehen dann verlockend durch die Küche und das langsame Schmoren webt die Zutaten neu zu einem dichten Gaumenfest zusammen. Der Nebel draussen scheint vergessen. Und der Nebbiolo drinnen, dem darf man nach dem Entkorken ruhig auch in einer schmalen Karaffe etwas Zeit geben. Schauen Sie, wie er im Glas schimmert, das wird ein königliches Mahl und alles wird perfekt zusammenpassen. Vielleicht sogar zum würzigen Käse, sofern die Karaffe dann nicht schon leer ist.