Massolino
Massolino
Der Name klingt nach einem trendigen Label, gehört jedoch zu einer Familie, die seit über 100 Jahren auf Kontinuität setzt. Massolino zählt zu den Top-Barolo Produzenten. Die Cru-Lagen rund um Serralunga d'Alba ergeben preisgekrönte Spitzenweine wie Parafada und Vigna Rionda.
Franco Massolino sieht aus wie ein Studiosus und spricht, als ob er oft im Parlament Reden halten würde. Auf Lorbeeren ausruhen mag er nicht. Lieber arbeitet er an der Optimierung seiner Weine. «Schon mein Urgrossvater war
innovativ. 1896 gründete er unsere Kellerei, kurz darauf ging der 1898er-Barolo als Jahrhundertwein in unsere Familiengeschichte ein.» Massolino möchte den Barolo international stärker verankern und bietet deshalb frische, elegante Weine an. Sie sprechen auch junges Publikum an, wie kürzlich bei einer Blinddegustation «grosser Weine» zu beobachten war: Angehende Zürcher Gastrofachleute kürten den Barolo Vigna Rionda von Massolino zum Sieger.
«In seinem Ursprungsgebiet mit Leidenschaft Wein zu erzeugen und dabei die Typizität der autochthonen Rebe zu bewahren, in der Überzeugung, dass zwischen den Weinstöcken, den Hügeln und den Winzern eine tiefe und spürbare Bindung besteht.»
Philosophie der Familie Massolino, Barolisti
Die Kellerei liegt in landschaftlich reizvoller Umgebung. Von der Terrasse aus überblickt man das zentrale BaroloAnbaugebiet. Die Nebbiolo-Traube sei sehr anspruchsvoll, erläutert Franco. «Es gibt hier Cru Lagen mit besonderen Bodenverhältnissen. Doch schon ein paar Meter weiter lässt sich zwar ein guter Barolo machen, aber keinen Cru!» Zwischen seinen Rebstöcken wächst Gras. Es verbessert die Speicherung von Feuchtigkeit – mit verblüffend positiven Effekten auf die Trauben. «Wir pflegen unsere Rebberge wie Gärten, denn die Trauben sind unsere Rosen!» Auf die Klimaerwärmung angesprochen, richtet er seinen Blick gegen den Himmel: «Gott sei Dank, sind bei uns die Auswirkungen eher positiv – abgesehen von den vermehrten Hagelschlägen, die wir erlebten.» Hagelschutznetze will er trotzdem keine aufziehen. Sie filtern das Sonnenlicht, was Qualitätseinbussen der Trauben zur Folge haben kann. «Zeit zum Essen», findet Franco. Nach einem Spaziergang durch den mittelalterlichen Ortskern von Serralunga führt er uns zur einladenden Trattoria «Cascina Schiavenza». Zur kalten Vorspeise trinken wir Massolinos Dolcetto, ein idealer Tages-Tischwein mit Niveau. Franco plaudert über ein Phänomen in diesem pittoresken Ort: Die Bewohner von Serralunga d'Alba erfreuen sich bis ins hohe Alter ausgezeichneter Gesundheit. Er weiss auch, weshalb das so ist: «Pane und Salame, dazu ein Glas Barolo von Massolino!» Gianni verspricht, dieses Lebenselixier auch unter jungen Zürchern bekannt zu machen, und Reto schwört, er wäre schon viel früher Kunde von Massolino geworden, «aber eure Weinetiketten waren damals, scusa, tiefe Nacht!» Franco lacht laut heraus und spendiert eine Flasche seines legendären Göttertranks: einen Barolo Cru Rjonda 2005. Einfach so, «per festeggiare la vita!»