(Bild: Flavia Vergani)
Es gibt viele Behältnisse für die Gärung und Reifung von Wein. Weshalb eigentlich? Versuchen wir uns einer kurzen Einschätzung.
Stahltank
Am meisten verbreitet sind Stahltanks, sie sind wohl in fast allen Weinbetrieben anzutreffen. Der grösste Vorteil des Stahltanks liegt darin, dass er leicht gekühlt werden kann, die Zirkulation von warmen oder kaltem Wasser in den doppelwandigen Tanks verhindert Temperaturschwankungen. Zudem sind Stahltanks einfach sauber zu halten und ermöglichen die Verarbeitung eines grossen Volumens auf vergleichsweise wenig Platz. Das sind doch schon gewichtige Argumente. Da Edelstahl absolut luft- und wasserdicht ist, gelangt kein Sauerstoff in den Wein. Deshalb beschwören Puristen die neutrale Funktion des Stahls, so werde weder Terroircharakter noch Fruchtnoten durch fremde Holznoten verfälscht und eine Sauerstoffzufuhr unterbunden. Und einige Biodynamiker meiden Metall, weil es wie ein Faradayscher Käfig die kosmische Strahlung abschirme, die nach ihrer Einschätzung für eine optimale Reifung wichtig wäre. Da eine kühle Gärtemperatur für aromatische, fruchtige Weine sorgt, werden also die meisten Weissen und viele Roten die man jung trinken möchte in Stahltanks vergoren. Im Grunde kann man sagen, dass vor allem säurereiche Weissweine und einfache Rotweine in geschmacksneutralen Behältern ausgebaut werden. Der Rest landet irgendwann mit Vorliebe im Holzfass.
Eichenfass
Der Siegeszug des Holzfasses in der Weinwelt ist schon lange und noch immer ungebrochen, Barrique ist das Zauberwort. Wein mit einer feinen Holznote gilt als schick und wird oft mit Qualität gleichgesetzt. Was natürlich so nicht pauschal gesagt werden kann. Seinen Mythos verdankt das Holzfass vor allem den grossen französischen Weinregionen Bordeaux und Burgund. Was aber schenkt das Holz dem Wein? Holz gibt dem Wein Aromen ab und Tannin. Amerikanische Eiche beispielsweise hat ein kräftiges Aroma mit einer süsslichen Vanille- oder Kokosnote. Andere Holzaromen im Wein sind Schokolade, Tabak, Rauch, Karamell oder Kaffee. Damit eine Eiche ein Holzfass werden kann, muss sie mindestens 80 Jahre alt werden, erst dann ist das Holz feinporig genug und praktisch wasserdicht. Ein weiterer Vorteil ist der Umstand, dass Holzwände einen minimalen Luftaustausch zulassen. So kann der Wein harmonischer reifen, erhält eine tiefere Farbe, einen sanfteren Geschmack und wird stabiler. Der Nachteil: Drei bis fünf Prozent des Weines verdunstet innerhalb eines Jahres. Da die Holzaromen sich erst mit der Zeit mit den Weinaromen vermählen, braucht der Ausbau im Holz zudem viel Zeit und Geduld. Viele Weine schlummern zwölf, achtzehn oder noch mehr Monate im Holz. Nicht jeder Wein verbessert sich in der Holzlagerung. Am meisten profitieren tanninreiche Sorten wie Nebbiolo, Cabernet Sauvignon oder Tempranillo. Für subtile Weine ist der Holzton nichts, er wäre zu dominant. Ausser man verwendet gebrauchte Fässer. Sie lassen den Sauerstoffaustausch zu, geben aber nur noch sehr gedämpft Aromen ab. In den letzten Jahren haben viele Winzer wieder angefangen, auch mit eher untypischen Sorten Barrique-Experimente zu wagen. Mit zum Teil sehr spannenden Ergebnissen.
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